Pässetour 1/2021 - Teil 3/3 Melchsee-Frutt - Tourismus pur auf 2000 Meter Höhe

Dienstag den 15. Juni 2021

Bei Sarnen, das an der viel befahrenen Brünigroute liegt, mündet von Südosten das Melchtal. Hier, von Sarnen, welches auf 471 Meter Höhe liegt, will ich hinauf zum Melchsee, nach Frutt, welches auf 1902 Meter Höhe liegt. Die Strecke ist 23 Kilometer lang, und mein Navi sagt, dass ich dafür 36 Minuten brauche. Denk aber, dass ich doppelt solange brauche, da ich mehrmals einen Stopp einlegen werde. 

Über Krems, und dem Ort Melchtal geht es auf einer nobel breiten Straße hinauf bis Stöckalp. Jetzt bin ich auf 1075 Meter. 

Stöckalp besitzt sowohl eine Seilbahnverbindung, als auch eine Straßenverbindung nach Melchsee-Fruit. Und genau diese Straßenverbindung ist es, welche mich hierher gelockt hat.

Das 8 Kilometer lange, asphaltierte Serpentinensträßchen überwindet einen Höhenunterschied von 830 Meter. Die Höchststeigungen liegen bei 14%.

Das Sträßchen ist schmal - sehr schmal. Mit wenig Ausweichstellen. Geregelt wird der Verkehr als Einbahnverkehr, mit stündlichem Richtungswechsel. Bergfahrten sind zu geraden Stunden; Talfahrten zu ungeraden Stunden möglich. Dann immer bis zur 40-sten Minute. Geregelt wird das mit Schranken und Ampel.

Um 12:00 Uhr öffnet sich vor mir die Schranke. Ich bin ganz allein. Scheinbar will an diesem Dienstag niemand hinauf fahren. Auch gut. Schon nach den ersten Kurven liegt links und rechts Schnee. Je höher ich steige, desto mehr. 

Ich lasse die Fenster auf, atme die Luft der markant rauhen Natur ein. Ein unbeschreiblich schönes Gefühl des Daseins. Dazu die Macht des Diesels, der meinen Bus und mich mit Kraft in die Höhe treibt. Immer weiter - immer Höher. Obwohl es mein Fuß am Gaspedal ist; Man könnte meinen, es ist der Bus selbst, der in einer Begeisterung sich selbst nach oben treibt - in den Himmel treibt.



Oben angekommen, erwartet mich eine Hotelsiedlung, welche sich an der Reizvollen Lage des 53 ha großen Melchsee erfreut. Eingerahmt von Bergen mit den schönen Namen wie Titlis und Wendestöcken. Allesamt über 3000 Meter hoch.

Bus zu Bus - so gehört sich das auch beim parken.


Geplant war, den Melchsee mit dem Fahrrad zu umrunden. Jedoch, es liegt noch zuviel Schnee. Also geht es zu Fuß an der Schneefreien Seite entlang. Ziel, die Kirche am Nordufer - auf der anderen Seite des Sees. 

Bergidylle? Mitnichten. Discomusik dröhnt aus Lautsprechern. Ein riesiger Panoramaturm (er war leider noch geschlossen) gibt den Blick über ein weites Gebiet dieses Hochtals frei. Über den, zum größten Teil noch zugefrorenen Melchsees, wie auch zu dem daneben liegenden Tannensee, welcher von hier nicht zu sehen ist.



Fahrradfahren wäre nicht möglich gewesen. Zu viele Leute sind auf dem einzig Schneefreien Weg unterwegs. Auch Versorgungsfahrzeuge für die Hotels auf der anderen Seite des Sees, sowie der "Fruttli-Zug" benützt dieses Sträßchen.

Drohne steigen lassen? Denk nicht, dass das den vielen Menschen hier gefallen würde. Die Kirche wäre es wert gewesen zu umrunden - von oben zu umrunden. 



Sie wurde im Jahre 1900 erbaut. Ist also weit über 100 Jahre alt. Leider ist sie verschlossen. Ein Pfarrhaus gab es auch mal. Ist aber jetzt ein Gästehaus.

Erstaunt lese ich, dass ich mich hier in einem Karstgebiet befinde, in welchem es unweit große Höhlen gibt, mit bis zu 30 Kilometer Länge. (Schrattenhöhle - Stäubliloch)

Ich befinde mich auch in einer Superlativen Gegend: Wollte ich übernachten - es gebe hier oben auch ein "Kempinski-Hotel". Im Verbund mit drei weiteren Hotels sind diese Gebäude mit einem unterirdischen Tunnel verbunden, der acht Millionen Euro gekostet hat. Immer im Hinterkopf: wir befinden uns auf fast 2000 Meter Höhe.

Auffallend auch eine große Feuerwehrwache. Die Geschichte hat gezeigt, dass auch hier oben das Feuer nicht Halt macht. Zuletzt im Januar 2004 zerstörte ein Brand das Sporthotel Kurhaus Frutt vollständig. Da die Brandmeldeanlage nicht richtig funktionierte, wurde der Brand spät bemerkt. Zwei Hotelangestellte kamen ums Leben, vier weitere Personen wurden verletzt. Als Brandursache gilt Brandstiftung. Ein verdächtigter portugiesischer Küchengehilfe wurde 2007 mangels Beweisen vollumfänglich freigesprochen. Der ehemalige Hoteldirektor und der ehemalige Geschäftsführer wurden jedoch wegen fahrlässiger einfacher Körperverletzung verurteilt, da sie für das fehlerhafte Funktionieren der Brandmeldeanlage verantwortlich waren.

Meine Uhr sagt, jetzt oder erst in 2 Stunden ist eine Talfahrt möglich. Ich entscheide mich für jetzt. Zurück am Bus löse ich die Maut mit 16 Euro, warte bis die Ampel von Rot auf Grün springt, und fahre den steilen Weg zurück ins Tal. Ob rauf, oder ob runter wie jetzt, immer erscheinen neue Perspektiven, erscheinen neue Eindrücke. 



Diesmal bremst der Diesel. Er schafft das aber nicht alleine. Erbraucht Bremsunterstützung. In Maßen. Sonst werden sie heiß, und die Wirkung lässt spürbar nach.

Unten angekommen, programmiere ich das Navi auf: "nach Hause"....... schee wars




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