Mein Weg zum Tomasee (der Quelle des Rheins)
>> Dieser 200 Schritt breite, und 400 Schritt lange See ist das Becken, aus welchem der vordere Rhein seinen Ursprung nimmt. Es ist eine Wunderschöne Gegend, und somit würdig, die Urquelle eines solchen Flusses zu sein <<
Der Tomasee ist ein besonderer Ort - so beschrieb es der Benediktiner Wandermönch Pater Placidus A. P Spescha (1752 - 1833) vom Kloster Disentis.
Und ich muss sagen, Pater Placidus hat Recht! Ich bin beeindruckt, als ich nach 2 Stunden Aufstieg diesen wunderschönen See erblickte.
Doch der Reihe nach. Es waren die Worte von Pater Placidus, welche mich inspirierten, die Rheinquelle zu besuchen. Tags zuvor, am 25.09.2023 als ich von meiner zweiten Splügentour zum Oberalppass gefahren bin, habe ich im Kloster Disentis Halt gemacht. Hier, im Stammkloster von Pater Placidus, bin ich bei der Besichtigung auf diese Worte, diese Beschreibung der Rheinquelle gestoßen. Hier war es dann auch, dass ich den Beschluss gefasst habe, zum Tomasee zu gehen.
Ja - gehen - weil - eine Straße gibt es nicht. Jedoch - wie finde ich den Tomasee? Erst mal geht meine Fahrt vom Kloster Disentis die Straße hinauf zum Oberalppass. - 2044 Meter ü.M. Der Pass ist die Verbindung von Disentis nach Andermatt. Dort, oben am Pass, steht der höchste Leuchtturm der Welt.
Der einzige Leuchtturm der Alpen steht bei der Rheinquelle auf 2046 Meter mitten in den Schweizer Bergen. Aber was macht er da? Ursprünglich war er als touristische Attraktion konzipiert, zusammen mit einem richtigen Schiff. Das Schiff ist noch nicht gekommen. Also steht der Leuchtturm jetzt da und wartet. Eines Tages wird ein Schiff kommen, und zwar aus Rotterdam.
Auch der Leuchtturm stammt aus Rotterdam. Sein Original steht im Maritiem Museum. Stand einst in Hoek van Holland bei der Mündung des Rheins ins Meer. Der Leuchtturm auf dem Oberalppass steht bei der Quelle des Rheins.
Das Schiff wäre genauso deplatziert wie der Leuchtturm. Es passt einfach nicht auf den Oberalppass. Ist zu Gross, hat keine Funktion, ist nicht schön. Der Leuchtturm ist schon mal da. Das Schiff wird kommen - hat man mir jedenfalls gesagt
Auch der Leuchtturm stammt aus Rotterdam. Sein Original steht im Maritiem Museum. Stand einst in Hoek van Holland bei der Mündung des Rheins ins Meer. Der Leuchtturm auf dem Oberalppass steht bei der Quelle des Rheins.
Das Schiff wäre genauso deplatziert wie der Leuchtturm. Es passt einfach nicht auf den Oberalppass. Ist zu Gross, hat keine Funktion, ist nicht schön. Der Leuchtturm ist schon mal da. Das Schiff wird kommen - hat man mir jedenfalls gesagt
Im Internet wird die Wanderoute als mittlerer Schwierigkeitsgrad deklariert. Gut jedoch, dass ich im Rhein-Quelle-Informationszentrum war. Die nette Dame war da etwas anderer Meinung. Im Detail hat sie mir erklärt, welches für mich der richtige Weg wäre. Für mich, den Bergunerfahrenen. (So habe ich mich bei ihr Offenbart) Und, so sagt sie mir weiter, solle ich mich nicht wundern, wenn es gar keinen Weg gibt. Wichtig nur, dass ich die Rot-Weiß-Roten Hinweise beachte.
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Ich parke den Bus etwas unterhalb der Passhöhe, auf einem kleinen Parkplatz direkt an der Straße. Auch das hat mir die nette Dame aufgetragen, und ich sollte froh sein, weil bei meiner Rückkehr war auf der Straße, auf dem Pass die Hölle los.
Von hier, 1981 Meter ü.M. geht es nun hinauf auf 2368 Meter ü.M. Für mich, und das wusste ich vorher, kein Pappenstiel; Jedoch dass es so Anstrengend wird, hätte ich nicht gedacht.
Zum Anfang gab es einen, wenn auch schmalen Weg entlang der Bergkante. Es ging mal rauf - mal ein kleines Stück wieder runter. Es kamen undefinierbare Kehren - ich suchte immer erneut nach den Rot-Weiß-Roten Flaggen. Auf irgend einem Stein waren sie dann auch aufgemalt. Aber oft waren da nur Steine - kein wirklicher Weg.
Die Strecke ist 4 Kilometer lang - der Höhenunterschied beträgt 387 Meter. Ich solle, so die nette Dame von der Information, mindestens 2 Stunden für den Aufstieg rechnen. Der vierte, also der letzte Kilometer war dann auch der Anstrengenste Kilometer. Teilweise war ein sicheres Vorwärtskommen nur auf allen vieren möglich.
Und dann - man beachte nach exakt 2 Stunden - nach einer letzten Kehre, da war er - da war, wie aus dem Nichts - der Tomasee. Ich war überwältigt. Die Anstrengung war wie weggeblasen. Die Begeisterung in mir war Grenzenlos. Und sogleich kamen mir die Worte von Pater Placidius in den Sinn:
>> Dieser 200 Schritt breite, und 400 Schritt lange See ist das Becken, aus welchem der vordere Rhein seinen Ursprung nimmt. Es ist eine Wunderschöne Gegend, und somit würdig, die Urquelle eines solchen Flusses zu sein <<
Nun stand ich hier - unbewegt - Staunend blickte ich in das Kristallklare Waser, in welchem sich die Berge ringsum spiegeln. Es ist ein wunderschöner Ort. Ja - fast Mystisch. Ich bin angekommen. Bin an der Quelle des Rheins angekommen. An der Quelle einer der bedeutesten Flüsse in Europa. Könnte mich jemand sehen; Mein Stolz strahlt förmlich aus mir heraus. Der Ort, die Gegend hat mich magisch in seinen Bann gezogen. Ich stehe vor, in einer Naturattraktion der ganz besonderen Art.
Hier beginnt also der Weg des Wassers zur Nordsee.
Seh gerade, bin gar nicht alleine hier. Auch nicht, wie ich fühlte, der ersten Mensch. Da ist noch Max aus der Schweiz, und ein Deutscher mit seinen zwei Hunden. Und man beachte, ich bin mit meinen fast 70 Jahren der Jüngste.
Nach einer Zeit des Träumens packte ich meine Drohne aus. Ich fragte Max (83 Jahre alt) ob es ihn stört wenn ich jetzt die Drohne steigen lasse?!
>>Ja Gottfried Stutz - der hat eine Drohne << seine Worte waren voll der Begeisterung und ich musste, was ich ausgesprochen gern tat, viele Fragen beantworten.
Dann stieg die Drohne in den azurblauen Himmel auf. Ich steuerte sie über den See. Hmm - ob ich der Erste bin, welcher mit einer Drohne über den See fliegt?
Die Bilder, welche mir die Drohne übermittelt, geben dem Ereignis und der Anstrengung, überhaupt an diesen Ort zu kommen, die Krönung.
Auch der Blickwinkel ist ein ganz Besonderer, den kein Bergwanderer, hat er keine Drohne, je sieht.
Zwei ganze Akkus fliege ich leer; So hat mich der Ort in seinen Bann gezogen. Jeder Schritt hier rauf hat sich gelohnt - wirklich jeder.
Ich muss aufpassen, dass ich die Drohne nicht gegen einen der umliegenden Berghänge fliege; Hat sie doch seitlich keine Kameras und kann somit auch keine Hindernisse erkennen. Somit kommen das Bauchwehgefühl und das Glücksgefühl in mir sehr Nahe.
Aber alles ging gut. Ich packe zusammen, und ließ den Ort nochmal intensiv in mich wirken.
Info: Der Tomasee heißt auf Rätoromanisch "Lai da Tuma" Er liegt 2345 Meter über dem Meeresspiegel, am Fuß des "Pitz Badu". 444 Meter müssen vom Pass zum See aufgestiegen werden; Und, wie jetzt bei mir, wieder abgestiegen werden.
Die Landschaft ist Atemberaubend - ich nehme Abschied - es ist jetzt genau 12:00 Uhr. Ich habe noch eine lange Zeit die Worte von Max ihm Ohr: "Ja Gottfried Stutz - der hat ne Drohne". Das "Hinuntergehen" war dann auch fast so anstrengend wie das "Hinaufgehen"; Nur dass es eben Hinunter ging 😉
Ich musste mich zusammen nehmen; Bin oft gestolpert. War dann froh, als ich, völlig erschöpft, nach anderthalb Stunden Abstieg wieder beim blauen Bus angekommen bin. Ja - Erschöpft - und - sehr Stolz! Ob ich der erste aus meinem Ort war der da oben mit seiner Drohne geflogen ist?
Jetzt gab es erst mal ein gutes und reichhaltiges Vesper am Bus, mit gigantischer Aussicht auf die umliegenden Berge. Dem folgte dann noch der weite Weg - 4, 5 Stunden - mit dem Bus nach Hause.
Infos zum Tomasee:
Name: "Tuma" bedeutet "Hügel". Also der "See" bei den "Hügel". Beschreibt also seine Lage in einer Senke.
Weg: es ist der "Pazolastock-Rheinquellen-Weg" der zum See führt.
Sage: das "Pazolamännchen ist der Hüter des Sees, die Quellennixe "Mariuschla" sorgt dafür, dass immer genügend Wasser in der Quelle vorhanden ist.
Größe: 2,5 ha - Länge 338 Meter - Breite 145 Meter - Tiefe 10 Meter
Hallo Helmut, stolz? Ich finde du siehst auf dem Bild ziemlich geschafft aus 😉. Aber es ist ein toller Bericht. Gruß Heiner
AntwortenLöschenDanke Heiner - du hast das genau richtig erkannt :)
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